Wieder mal Kupferpaste! Klar, ist schließlich ein Muss! Wer MotoGuzzi fährt, wenigstens ein bisschen Gesellschaft Gleichgesinnter möchte, ein Zelt hat, Zeit hat und zumindest nicht allzuweit zu fahren hat, für den ist Collenberg eine absolute Pflichtveranstaltung.
Aber es ist eine sehr angenehme Pflicht. Alleine die idyllische Lage des Veranstaltungsortes an der Mainwiese (was sich bei schlechtem Wetter auch als Fluch herausstellen kann) ist grandios. Heuer hat man den Zeltplatz nochmal erweitert. Schließlich werden jedes Jahr weit über 1000 Moppeds gezählt – und man zählt tatsächlich. An der Einfahrt bekommt jeder einen Klebepunkt auf den Scheinwerfer und die ausgegebenen Punkte sind die Anzahl der Besucher (+Soziae). Am Samstag Mittag zählte man bereit ca. 950 Übernachter plus 200 Tagesgäste.
Unser Stammtisch war, wenn auch in bescheidener Anzahl (5), ebenfalls wieder mit von der Partie. Schließlich ist Urlaubszeit, manche haben andere Verpflichtungen (Hochzeit, Todesfall oder der 90. der Erbtante – alles andere lasse ich als Ausrede nicht gelten!), wiederum andere sind auf Grund ihrer Gesundheit nicht in der Lage, im Zelt zu übernachten. Seis drum, wie bereits erwähnt kommen von Jahr zu Jahr mehr Teilnehmer zusammen. Für das Fest wird im Übrigen nicht aktiv geworben.
Das Wetter war gut, zu gut möchte man fast meinen. Es gibt eine Grenztemperatur, über der macht es keinen Spaß mehr, mit dem Mopped zu fahren. Diese liegt für mich bei ca 32°C. Auf der Hinfahrt hatte ich z.B. im Taubertal 41°C. Das ist, wie wenn Dir einer den Fön vor das Gesicht hält. Wie gesagt, unter 32°C wirkt der Fahrtwind noch kühlend, darüber nicht mehr. Dieses Jahr fuhr ich mal wieder alleine hin, schließlich arbeite ich in Dietenhofen und habe damit bereits ein Stück des Weges hinter mir, wenn ich mich zum Feierabend (oder besser Nachmittag) direkt auf den Weg mache. Heuer habe ich mich mal komplett auf mein neues Navi verlassen und ich muss sagen, Respekt, die Route war nicht schlecht. Die Navis richtig einzustellen und zu bedienen ist ein eigenes Kapitel, wenn man sich aber damit befasst, funktioniert es ganz gut. Ich kann jetzt nur für das aktuelle TomTom Rider sprechen, aber ich denke, die verschiedenen Navis schenken sich nichts. Freilich können ältere Geräte, noch nicht alle Features haben und ein Kartenupdate ist nicht billig. Aber Fahren mit Navis ist ein eigenes Kapitel. Ich habe nach wie vor eine Karte auf dem Tankrucksack, die ich jetzt auch wieder lesen kann (war der eigentliche Grund für die Anschaffung des Navis), seitdem es von Helly eine Sonnenbrille mit eingearbeiteter Lesebrille gibt. Mein fortgeschrittenes Alter bringt es leider mit sich, dass die Augen schlechter werden und die Karte zu nahe ist um scharf zu sein. Die Brille ist cool, funktioniert prächtig und ist auch noch deutlich günstiger als ein Navi.
Jedenfalls war ich froh, nach 2 Stunden Fahrt endlich am Zeltplatz zu sein. Um die Zeit (gegen 17:00Uhr) hat man noch eine gute Auswahl an Zeltplätzen. Also gleich das Zelt ausgepackt, ohne Rücksicht auf den dehydrierten Zustand. Das 6-Mann-Zelt (für Roland und mich – man hat ja gerne Platz) braucht eigentlich zwei Leute zum Aufstellen. Aber wenn man sich geschickt anstellt, dann schafft man es alleine in einer knappen Stunde. So jetzt aber ein Radler! Das erste ging direkt über die Schweißporen wieder ins Freie und wurde nur mäßig durchlauferwärmt. Das zweite und die folgenden taten richtig gut. Sigi und Katy waren ebenfalls mittlerweile da und sprangen in den Main. Diesem Beispiel folgte ich schließlich und der körperliche Entspannungszustand nach 3 Radlern und dem kühlenden Bad im angenehm temperierten Mainwasser war nahezu perfekt.
Roland kam etwas später von der Arbeit weg und nahm deshalb anstatt seinem Guzzi-Gespann, wie sonst üblich, die Husqvarna Nuda. Damit unterstützte er das örtliche Rote Kreuz. Denn von Nicht-Guzzen nehmen die Kupferpastler 10€ Unkostenbeitrag.
Der Abend bei reichlich Gerstensaft war angenehm, was die Gesellschaft und Temperatur anbelangte. Die Musik jedoch war nervend. Niemand, außer vielleicht der wie immer ebenfalls anwesenden Dorfjugend, ist hier, um Musik zu hören. Die Band am Freitag hat verzweifelt versucht, die fehlende Qualität der Darbietung durch Lautstärke zu kompensieren.
Der Samstag begann weniger heiß als der Freitag, Morgens gab es sogar eine kleine Abkühlung in Form einiger Tropfen. So sind wir (Roland und ich) ein wenig durch den Spessart geräubert. Wenn er schon mal mit diesem Kurvenwetzhobel da ist, dann möchte er auch eine Tour durch den Spessart unternehmen. Meine Norge ist nun nicht das Handlingswunder schlechthin. Die Kur bei Dynotec und die Anpassung von Fahrwerk und Lenker haben ihren Charakter aber deutlich von Tourendampfer in Richtung Sporttourer gewandelt. Jedenfalls ist die Motorcharakteristik jetzt so, wie man es sich von diesem großen Zweizylinder wünscht. Und das deutlich härtere Fahrwerk (andere Gabelfedern und -öl, Federbein der Stelvio) verbessert deutlich die Linie und lässt auch keine Unruhe mehr in die Fuhre kommen, wenn das Geläuf mal nicht perfekt glatt ist. Rolands Kommentar allerdings war gänzlich anderer Natur – wir tauschten für ein paar Kilometer – was mir dann auch klar wurde. Die Nuda ist wie eine ungefedertes Mountainbike mit 110PS. Kein spürbares Gewicht und ein grandioser Motor. Vom Abzug aus niedrigeren Drehzahlen kann ich mit der Norge noch einigermaßen mithalten, wenn aber bei der Guzzi der Schaltblitz aufleuchtet, geht es bei der Nuda erst noch mal richtig voran. Macht absolut Laune. Beim Transport von Gepäck am Sonntag auf der Heimfahrt konnte die Norge dann aber auch wieder ihre Vorzüge ausspielen. So bleibt die Nuda ein Spaßgerät ohne gleichen, und meine Norge ein Sporttourer mit Reisequalität.
Die Straßen im Spessart liegen in der Regel auch im Wald und sind dadurch schön beschattet. Einen schattigen Platz zum Mittagessen im Försterhaus, noch einen Eisbecher in Lohr und schon ist der Tag nahezu vorbei.
Am Platz zurück mit dem obligatorischen Sprung in den Main und einigen sauren Radlern (hat den Vorteil, dass es immer noch nach Bier schmeckt und nicht so süß ist wie normale Radler) gabs dann auch wieder den ebenfalls obligatorischen Teller Spaghetti. Die Band des Abends, Best Canadian wie die Jahre zuvor auch, hatte deutlich mehr Qualität als die vom Freitag. Am Samstag war auch Lutz noch gekommen, konnte aber aus beruflichen Gründen nicht über Nacht bleiben – Platz hätten wir noch gehabt. Der befreundete Oberpfälzer Stammtisch war ebenfalls vertreten, allerdings in noch geringerer Besetzung als wir.
Sonntag morgen dann das Übliche – Frühstück, etwas plaudern, Zelt abbauen, Heimfahrt. Auch hier wieder auf mein TomTom verlassen – ich fahre nun bereits seit nahezu 20 Jahren zum Guzzi-Fest, aber das Navi zeigt mir doch tatsächlich noch neue Routen. Sogar ein kurzer Feldweg war zu Rolands Amüsement dabei. Am Ende dann habe ich das Navi doch überstimmt und bin den einen oder anderen Schlenker mehr gefahren, um gezielter nach Nürnberg rein zu kommen. Es geht doch nichts über Ortskenntnis, aber danach ist es schon fraglich, ob man nach Karte oder Navi fahren soll. Ich denke es kommt auf die Situation an – will man zu einem Ziel kommen, bevorzuge ich mittlerweile das Navi, möchte ich in einem Gebiet ganz bestimmte Straßen fahren, ist die Karte erste Wahl.
So gesehen werde ich wohl nächstes Jahr wieder das Ziel Collenberg in mein Navi eingeben und mich am Freitag vor dem zweiten Wochenende im August auf den Weg machen. Hoffentlich finden noch mehr unserer Stammtischfreunde das Ziel attraktiv genug, um uns Gesellschaft zu leisten.